Der Grenzweg markiert die parallel zur neuen, begradigten Niers liegende Grenze zu Mönchengladbach und Viersen. Die Besiedlung des Grenzwegs erfolgte im Rahmen einer reichsweiten Aktion, durch die Arbeitslosen eine neue Existenzgrundlage gegeben werden sollte. Das Land und die finanzielle Starthilfe erhielten die Siedler von den jeweiligen Gemeinden. So gründete sich in Viersen, zu dessen Gebiet ursprünglich der Grenzweg gehörte, am 3. Juni 1932 der „Gemeinnützige Siedlungsverband Westmark e.V.”. Sein Ziel war „die Durchführung von Maßnahmen im Wege des Freiwilligen Arbeitsdienstes, die Förderung der landwirtschaftlichen Umschulung und als Endziel die Schaffung von landwirtschaftlichen Kleinsiedlungen.” Anfang der 30er Jahre wurde damit begonnen, das Bruchland zwischen den Niederungen der alten Niers und der bereits begradigt angelegten neuen Niers urbar zu machen. Im südlichen Bereich des Grenzweges kamen die ersten Siedler 1931/1932. Dabei erwartete sie ein Sumpfgebiet mit hoch stehendem Grundwasser ohne Trinkwasser- und Stromversorgung.
Die ersten Gebäude waren Bretterbuden zum Unterstellen der Geräte oder zum Schutz vor Unwettern, einige Hütten wurden sogar bewohnt. Erst 1933 entstanden dann die ersten gemauerten Häuser. Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass die alte Niers mitten durch die Grundstücke der Siedler lief. Erst durch die Begradigung der alten Niers 1937 erledigte sich dieses Problem. Im nördlichen Bereich des Grenzweges sah die Sache anders aus: Hier wollte die Stadt Viersen keine selbstständigen Gärtner bzw. Gemüsebauern ansiedeln, so daß die Grundstücke wesentlich kleiner waren. In relativ kurzer Zeit entstanden Ende 1933 zwölf Doppelhäuser, welche im Gegensatz zum nördlichen Bereich nicht in Eigenleistung, sondern durch einen Unternehmer errichtet wurden.
1935 bauten die Siedler mit Unterstützung der Viersener Pfarre St.Joseph die Konradskapelle. Im selben Jahr wurde der St.Martins-Verein Grenzweg gegründet. Nach der Umgemeindung nach Neersen im Jahre 1940 erhielt der Grenzweg Strom- und Wasserleitungen, was das neue Baugebiet attraktiv für weitere Siedler machte. Auch die großen Gartengrundstücke und die Möglichkeit zur Kleinviehhaltung zogen neue Bewohner an. Beim Heranrücken der Front Ende Februar 1945 versuchte die Wehrmacht, die Niersbrücke am Grenzweg zu sprengen, zerstörte dabei aber nur einen Brückenbogen. Es sollte aber ganze acht Jahre dauern, bis die Niersbrücke im Mai 1953 instand gesetzt wurde. In den folgenden Jahren entwickelte sich am Grenzweg ein reges Gemeinwesen. Aus der 25-Jahr-Feier des Grenzwegs im Jahre 1958 ging die St.Konrad-Schützengilde Niersdorf hervor.
1961 mussten die an der Niers gepflanzten Pappeln gefällt werden – sie waren zu groß geworden. 1964 wurde die Straße asphaltiert und eine Straßenbeleuchtung installiert. 1978 gründete sich schließlich die Interessengemeinschaft Grenzweg e.V. Der Ausbau der B7 1963 führte zu mehreren tödlichen Unfällen an der Niersbrücke. Nach dem Tod zweier Schulkinder im November 1970 wurde im Jahr darauf eine Ampelanlage installiert.
Der Plan der Bezirksregierung den Grenzweg zum Überschwemmungsgebiet für die Niers zu machen, sorgte im Sommer 2014 für viel Aufregung bei den Anwohnern. Die Betroffenen befürchteten eine massive Wertminderung ihrer Grundstücke, da diese im Fall eines extremen Hochwassers geflutet werden könnten. Daher setzte die Interessensgemeinschaft (IG) Grenzweg alles daran, eine Umsetzung des Vorhabens zu verhindern. Der Grenzweg führt vom ‚Bebericher Weg‘ im Süden, nordwestlich entlang der Niers, bis kurz vor der Bahnlinie Viersen-Krefeld und dem ‚Clörather Weg‘ im Norden.
Ne/IV/1273, 1202
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