Vereinsgeschichte
Zur Entstehung des Heimatvereins und des Heimatmuseums.
(Wer mitmachen möchte, findet am Ende der Seite ein Anmeldeformular)
Der 1950 in Schiefbahn gegründete Heimatverein übergab zunächst in den 50er Jahreneine erste heimatkundliche Sammlung mit rund 500 Exponaten der Öffentlichkeit, als im Keller der Hubertusschule ein Raum zur Verfügung gestellt wurde. Die nur notdürftige Unterbringung führte aber später dazu, dass die gesamte Sammlung 1976 dem Kreis Viersen (in der Dorenburg) als Dauerleihgabe überlassen werden musste. Intensive Sammeltätigkeit von Schrift- und Kulturgut und die Möglichkeit in den Räumen des St.-Bernhard-Gymnasiums im Oetkerpark unterzukommen, boten die Voraussetzung dafür, den Gesamtbestand wieder in Schiefbahn zu vereinen.
Damit befinden wir uns auf dem ehemaligen Gelände der Vereinigten Seidenweberei von Deuss & Oetker. So entstanden 1899 neben der Fabrik die Villa und der Park, in dem noch viele der damals gepflanzten Bäume stehen.
1912 verstarb der Gründer der Seidenweberei Oetker. Nach dem Tod seiner Frau übernahmen 1936 die Nationalsozialisten die bestehenden Gebäude; bis 1945 befand sich die sogenannte „Gauschule“ darin.
1945 gründete der Hünfelder Oblaten Orden hier zunächst eine Missionsschule mit Jungen Internat. Das spätere Gymnasium nahm dann Schüler und Schülerinnen auf. Weitere Gebäude wurden nach 1950 errichtet. Der langjährige Religionslehrer der Hünfelder Oblaten, Pater Andreas Petith, ermöglichte dem Heimatverein Ende der 90er Jahre die Unterbringung der Sammlung.
Seit dem 1. August 2007 ist das St.-Bernhard-Gymnasium unter neuer Trägerschaft, und zwar des Ordens der Malteser Werke. Die Sammlung, die inzwischen mehr als 6.000 Exponate umfasst, zeigt anhand der Gemarkung Schiefbahn das kulturelle, geschichtliche und wirtschaftliche Wachsen unserer Gemeinde.
Bis zum Frühjahr 2010 war die gesamte Ausstellung aufgrund der baulichen Voraussetzung in zwei Teile aufgeteilt: Das Heimatmuseum I wurde in mehreren Kellerräumen des Gebäude 4 im Gymnasium untergebracht, das Heimatmuseum II in der ehemaligen Gärtnerei des Oetkerparks, im sogenannten „Kamps-Pitter“.
Genutzt wurde es zuletzt von Schüler/innen der Theater-Arbeitsgemeinschaft, davor von Peter Kamps, geboren am 17. August 1911 in Willich-Anrath. Nach der Schulzeit lernte er das Schreinerhandwerk, trat 1932 in die Genossenschaft der Oblaten ein und begann im Kloster Engelport sein Noviziat.
Er stellte seine menschlichen und handwerklichen Fähigkeiten ganz in den Dienst der klösterlichen Gemeinschaft. Die letzten 12 Jahre seines Lebens tat er Dienst als Hausmeister am St.-Bernhard-Gymnasiums. Als Werkstatt benutzte er das jetzige Museumsgbäude. Er verstarb am 1. April 1980 und wurde auf dem Klosterfriedhof im Oetkerpark beigesetzt.
Sanierungsmaßnahmen im Gebäude 4 des St.-Bernhard-Gymnasiums sowie die Umgestaltung im „KampsPitter“ zwangen uns zur Neuordnung. Die Kellerräume, die uns noch zur Verfügung stehen, werden für Ausstellungsstücke, die im Augenblick nicht gezeigt werden, genutzt.
Wir stehen am Tor vor dem Gelände des Museums „KampsPitter“ im Oetkerpark: Im linken Museumsgebäude finden wir im vorderen Teil rechts Glasfenster der ehemaligen Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ sowie Musikinstrumente. Sie bilden mit unserem „roten Sofa“ den Kontrast zu einem Originalplakat Napoleons zur Ausschreibung des Nordkanals. Des Weiteren finden Sie dort Ausstellungsstücke zum Thema „Leben und Arbeiten“. Verschiedene Abschnitte zeigen uns Materialien und Gegenstände aus der Apotheke, vom Beruf des Arztes und dem handwerklichen dörflichen Leben, z. B. aus dem Schneider-, Maler- und Hutmacher-Handwerk sowie das Arbeitsmaterial von Photographen. Ein Fernschreiber, ein Druckerei–Setzkasten und die Geschichte der Drahtfunktelefone und der Schreib- und Rechenmaschinen erzählen Bände des damaligen Arbeitslebens. Ebenso finden Sie die Filmvorführmaschine unseres alten Dorfkinos „Capitol“ und drei der damaligen Kinositze.
Die hinteren Räume des Hauses umfassen Möbel und Einrichtungsgegenstände aus den 50er/60er Jahren: eine gute Stube, Küche, Wohnzimmer, Schlaf– und Arbeitsraum; es gibt Musiktruhen, Radios und frühe Fernsehgeräte sowie Haushaltsgeräte und Utensilien, die zum Kochen und Backen benötigt wurden, z. B. Brotmaschinen, Kaffeemühlen, Backmodel, Bügeleisen, Nähmaschinen, Waagen, Milchkannen, Töpfe, Porzellan und Bestecke u. a..
Rund um den großen Innenhof sind mehrere Remisen gruppiert, in denen vor allem bäuerliche Großgeräte untergebracht sind, wie Mähbinder, Schlagkarre, Jauchekarre, Sämaschine, Eggen, Pflüge, Erntemaschinen sowie Flachsbearbeitungsgeräte.
Im Mai 2011 konnten wir die restaurierte „Waschküche“ mit einer Holzwaschmaschine, einem „Pännchen“ zum Bereiten von Heißwasser sowie den entsprechenden Geräten zum Waschen einweihen. Hier erkennt man, wie schwer die Arbeit war, die von den Frauen damals geleistet wurde. Abgerundet wird dieses Ensemble von einer Schuster- und Holzschuhmacherwerkstatt.
Im kernsanierten und im Februar 2019 eingeweihten rechten Gebäude (von Seiten des Parks gesehen) befinden sich ein Büro und das Archiv sowie ein Raum, der für temporäre Ausstellungen vorgesehen ist. Zur Zeit befinden sich dort Ausstellungsstücke aus den Vereinigten Seidenwebereien und aus dem ortsansässigen Schützenwesen.
In der oberen Etage ist ein Rundgang vorgesehen zur
- Frühgeschichte
- Römerzeit
- Mittelalter
- Ortsgeschichte
- ein Hofmodell
- zur Volksschule und
- zur Religion.
Das heisst: Sie finden hier Relikte aus der Vor- und Frühgeschichte wie Steinbeile und Tonschalen sowie römische Gefäßscherben und Münzen. Auf einen im Bruchgelände gefundenen Mammutunterkiefer sind wir besonders stolz. Backenzähne, Schenkel– und Gelenkknochen, die auf einen Mammutfriedhof hinweisen, sowie Hornzapfen vom Auerochsen stammen ebenso aus unserem Gebiet.
Das Modell der früheren „Festung Schiefbahn“ um 1800 steht im Mittelpunkt des Raumes. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erhielt Schiefbahn die Erlaubnis zum Bau der Befestigungsanlagen. Die Befestigungswerke entstanden weitgehend im frühen 17. Jahrhundert und blieben bis ins 19. Jahrhundert erhalten. Wall, Graben und drei Tore sicherten das Dorf vor den Unbillen der früheren Zeiten. In Schiefbahn finden wir das Bruch-, Leven– und Növer-Tor. Das Bruch-Tor befand sich an der Ecke Linselles– und Hubertusstraße zwischen den Häusern Kellers und Büschgens (Klaber). Die Lage ist heute noch zu erkennen, da beide Häuser mit ihren Giebeln in die Straße hineinragen. Das Leven-Tor, auch St. Johannes– oder Nieder-Tor genannt, stand an der Ecke Willicher– und Hochstraße, zwischen den jetzt abgerissenen Häusern Leven und Krichen. Das Növer-Tor (auch Schwanen-, Hubertus– oder Ober-Tor genannt), lag an der Ecke Hochstraße/ Linsellesstraße zwischen Kaiser und Tillmanns (Növer).
Die Befestigungsanlagen waren gegen Ende des 18. Jahrhunderts bedeutungslos geworden, im Jahr 1803 aber noch vollständig erhalten. Wälle und Graben verschwanden um 1860; das Bruch-Tor 1862, das Leven-Tor 1868 und das Növer-Tor 1899. Die beiden erstgenannten Tore wurden unter der Amtstätigkeit des verdienten Bürgermeisters Speckmann abgerissen.
Der an der Kirche zu erkennende Friedhof (früher: „Kirchhof“) wurde 1845 in den heutigen Kurt-Schumacher-Park verlegt. Die Bemalung am Rande der Linsellesstraße (die aussieht wie Parkplätze) zeigt eine Bleiche, die vor allem dazu diente, die Leinenwäsche nach dem Handwaschen und dem natürlichen „Ergrauen“ durch Sonneneinstrahlung zu bleichen. Auch die in den Hauswebereien hergestellten Flachstücher wurden dort ausgebreitet. Die Straßennamen „Barschbleek“ und „Bleek“, die ja heute in dem Bereich liegen, wo im Modell die Bleiche eingezeichnet ist, erinnern daran.
Weitere Vitrinen zeigen die Geschichte der vier Ortsteile von Willich: Alt-Willich, Schiefbahn, Anrath und Neersen sowie Ausstellungsstücke aus dem schulischen Bereich, dem kirchlichen Leben und der Pfarrei, z. B. den im 2. Weltkrieg von den Amerikanern als interessante Zielscheibe genutzte Kirchturmhahn, der nach dem Krieg am Turm der St. Hubertuskirche in Schiefbahn durch den jetzigen ersetzt wurde.
Der Heilige Hubertus gilt als Schutzpatron der Jagd. Der sogenannte Hubertus-Schlüssel (eins unserer ältesten Exponate) wurde zum Brandmarken von tollwütigen Tieren benutzt in der Hoffnung, dass sie gesund würden. Einst zogen die Mönche aus dem Kloster St. Hubert in den belgischen Ardennen von Ort zu Ort und setzten diesen „Schlüssel“, der in einem Kohlepfännchen zum Glühen gebracht wurde, ein. Er fand auch Verwendung bei Menschen, die von tollwütigen Hunden gebissen wurden, indem mit dem glühenden Hubertusschlüssel die Bisswunde ausgebrannt wurde. Erst 1828 wurde die Anwendung des Hubertusschlüssels kirchlich verboten.
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