Die Bezeichnung Rothweg ist wohl auf die alte, schon 1669 in einer „Description des Erzstiftes“ genannte Flurbezeichnung „Rod“ zurückzuführen. Dabei leitet sich „‚Rod“ von „roden“ ab. Bereits 1696 nennt ein altes Rentbuch des Schlosses Neersen einen Adolph Pohls, der für „M. landts auf dem rott ahn geld 2 rthlr“ zu zahlen hat. Die dorfähnliche Siedlung Neersen lag auf einer Rodung, die unmittelbar zum „Hause Neersen“ gehörte, 50 Morgen umfaßte und ‚das rath‘ genannt wurde. Als eigentlichen Siedlungskern umfaßte „das rath“, mehr als vierhundert Jahre lang, die heutige ‚Hauptstraße‘, die ‚Kickenstraße‘ und die ‚Neue Straße‘, die heutige ‚Neustraße‘.
In der „Description“ von 1660 werden die Ländereien des „Rath“ mit 50 Morgen und 100 Ruten bezeichnet. Sie umfassen den Ortskern vom Schloß bis zur ‚Kickenstraße‘ und von der ‚Neustraße‘ zum ‚Roth‘. Der Rothweg war in der Verkehrsplanung der Gemeinde Neersen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als Verbindungsstraße nach Schiefbahn gedacht. Nach 1945 gelang es der Gemeinde durch Grundstücksankäufe, den Rothweg ab der Einmündung Kickenstraße auf neun Meter zu verbreitern. Die Einmündung in die Hauptstraße führte aber weiterhin durch einen nur 2,50 Me ter breiten Engpass. Dieser war in Neersen unter dem Namen „Kleine Jasske” bekannt.
Die Gemeinde versuchte erst, das Haus Weger (heute Friseursalon) zu erwerben. Der Ankauf scheiterte aber an den finanziellen Forderungen des Eigentümers. Im Sommer 1955 brannte dann das gegenüber liegende Gehöft der Gebrüder Kauertz ab. Da die Familie Kauertz anderweitig einen Hof erwarb, war sie bereit, das Gehöft für 40.000 DM an die Gemeinde zu verkaufen. Umgehend wurde der Kauertzhof abgerissen und der Rothweg konnte auch im Mündungsbereich auf eine Breite von neun Metern gebracht werden. Die restliche Fläche des Kauertzhofes wurde 1964 als Parkplatz befestigt. Das „Kleine Jasske“ wurde mit dem Neubau des Hauses Weger überbaut.
Im August 1961 wurde unter dem Rothweg Wasserleitungen verlegt, anschließend erhielt er eine Asphaltdecke. Im Sommer 1969 wurden bei den Ausschachtungsarbeiten für die neue Sporthalle am Rothweg Reste einer spätrömischen Brücke freigelegt. Neben den massiven Eichenbalken fanden Mitarbeiter des Landesmuseums Bonn auch zahlreiche Keramikscherben sowie eine Schüssel aus Terra Sigilata.
Nachdem bereits seit den 1980er Jahren Stimmen laut geworden waren, die eine Bebauung des ‚Minoritenplatzes‘ forderten, wurde im September 2007 im Planungsausschuss der Entwurf des Düsseldorfer Investors Schmalenbach vorgestellt, der einen Gebäudekomplex entlang des ‚Rothwegs‘ und des ‚Minoritenplatzes‘ vorsah. Kernstück des Gebäudekomplexes war ein Supermarkt auf einer Fläche von 1.100 qm. Auf der übrigen Erdgeschossfläche sollten weitere Ladenlokale entstehen. In den drei Obergeschossen waren insgesamt 25 barrierefreie Altenwohnungen vorgesehen. Neben dem Gebäude beabsichtigte der Investor die Errichtung eines Parkplatzes mit 92 Stellflächen.
Die Realisierung des Projektes wurde für die Jahre 2008/2009 avisiert. Im August 2008 segnete der Planungsausschuss das vorgelegte Konzept ab, obwohl es im Vorfeld massive Proteste von Anwohnern gegeben hatte. Mit den Bauarbeiten wurde aufgrund von Änderungen in der Planung jedoch erst im Dezember 2009 begonnen. Neu in der Planung war eine Reduzierung der Seniorenwohnungen von 25 auf 23 und der Bau einer Tiefgarage. Die offizielle Grundsteinlegung erfolgte am 13.03.2010. Ein knappes Jahr später waren die Bauarbeiten abgeschlossen, am 10. Februar 2011 eröffnete der Kaisers-Supermarkt. 2014/2015 war der Rothweg fast ein Jahr lang wegen einer umfangreichen Sanierung gesperrt. Der Rothweg verläuft von der ‚Hauptstraße‘ in westliche Richtung bis zur ‚Kickenstraße‘.
Ne/IV/866, 368, 401+39 (Kleine Jasske)
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